Logopädie bei Kindern 

In Folge finden Sie die am häufigsten vorkommenden logopädischen Behandlungsindikationen bei Kindern.   

Sprach- und Sprechentwicklung

  • Artikulationsstörung: Bei einer Artikulationsstörung ist die Aussprache eines oder mehrerer Laute nicht möglich oder auffällig. Artikulationsstörungen können auch im Rahmen einer orofazialen Dysfunktion auftreten.
  • Sprachentwicklungsverzögerung, -störung: Die frühe Sprachentwicklung verläuft individuell in sehr unterschiedlichem Tempo. Während die einen Kinder mit 10 Monaten bereits die ersten Wörter produzieren, sprechen andere zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Wenn Kinder mit 2 Jahren aber noch keine 50 Wörter sprechen und/oder keine Zweiwortkombinationen (z.B: “da ball”) produzieren, spricht man von einem “Late Talker” oder einer Sprachentwicklungsverzögerung. Die kindliche Sprachentwicklung ist einer der komplexesten Entwicklungsschritte des Kindesalters. Dabei haben Kinder Probleme beim Erlernen der Sprache (Wortschatz, Grammatik, Sprachverständnis) und/oder des Sprechens, d.h. der Aussprache von Lauten.
  • Sprachentwicklungsstörung im Rahmen einer Behinderung: Sprach- und Sprechstörungen können in unterschiedlicher Ausprägung auftreten, je nachdem welche angeborenen oder erworbenen neurologischen Erkrankungen vorliegen. Abhängig von der Behinderung ist das Risiko für eine Sprachentwicklungsstörung (SES) erhöht. Die damit verbundenen Probleme in Bezug auf den Spracherwerb können sich negativ auf das Kommunikationsverhalten des Kindes auswirken, wodurch die Teilhabe im Alltag eingeschränkt wird.

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Schlucken und Mundfunktionen

  • Störungen der Nahrungsaufnahme / Fütterstörung: Bei Babys und Kleinkindern kann es im Laufe der Entwicklung zu einer gestörten Nahrungsaufnahme oder zu einer Verweigerung dieser kommen.  Probleme mit dem Schlucken und der Nahrungsaufnahme können unmittelbar nach der Geburt vorhanden sein, sich aber auch langsam entwickeln und in jeder Altersstufe auftreten. Häufig sind Frühgeborene, die z.B. nicht kraftvoll saugen können, betroffen.
  • Orofaciale Dysfunktion: Bei muskulären und sensorischen Auffälligkeiten im Bereich der Muskulatur des Gesichtes und des Mundes und wenn die Bewegungsabläufe beim Sprechen, Schlucken, Atmen und in Ruhe von der Norm abweichen, spricht man von einer orofacialen Dysfunktion oder einer myofunktionellen Störung. Eine offene Mundhaltung, eine abweichende Zungenruhelage, ein atypisches Schluckmuster, eine lange andauernde Lutschgewohnheit, eine unzufriedenstellende Situation beim Beißen und Kauen können weitere Symptome sein.


Stimme und Atmung

  • Kindliche Dysphonie/Stimmstörung: Unter dem Begriff Dysphonie versteht man eine Stimmstörung, welche funktionell, organisch oder psychisch bedingt sein kann. In Zusammenhang mit Stimmstörungen können auch Störungen in den Bereichen Atmung, Haltung, Körperspannung, Kehlkopfmuskulatur und Artikulation stehen. Es treten Symptome auf wie Heiserkeit, Sprechanstrengung, Stimmverlust, Räusperzwang, Hustenreiz.

 

Hören und auditive Wahrnehmung

  • Hörstörung bei Hörgerät/CI: Generell unterscheidet man leichte (< 30 dB), mittlere (30-60 dB) und hochgradige Hörstörungen (> 60 dB). Ein Kind wird bereits dann als hörgestört bezeichnet, wenn es im Hauptsprachbereich (zwischen 250–4000 Hz**) einen Hörverlust über 20 dB** aufweist. Taubheit (starke Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit) kann angeboren oder erworben sein. Je nach Schweregrad der Hörstörung ist die Versorgung mit Hörgeräten bzw. einem Cochlea-Implantat (CI) sinnvoll. Ein Cochlea-Implantat ist eine Hörprothese für hochgradig schwerhörige und gehörlose Kinder oder Erwachsene, denen herkömmliche Hörgeräte wenig oder gar keinen Nutzen mehr bringen.
  • Auditive Verarbeitungsstörung (AVS): Schwierigkeiten bei der Verarbeitung von Gehörtem (Geräusche, Sprache, etc.) bei intaktem Hörvermögen. Mögliche Ursachen können in medizinische Faktoren, wie Hirnreifungsstörungen (z.B. nach Frühgeburt) oder chronische Mittelohrentzündungen im frühen Kindesalter oder Umwelteinflüsse, wie auditive Reizüberflutung in der frühen Kindheit durch z.B. ständigen Verkehrslärm, Umgebungskrach, Musik, Fernsehen etc. liegen. Es treten Symptome auf wie keine konstante Hörreaktion bereits im Säuglingsalter, Kinder neigen dazu, sich in lauten geräuschvollen Situationen die Ohren zuzuhalten oder die Situation zu verlassen, ähnlich klingende Wörter werden vertauscht (Nuss - muss, dem - den, Tanne - Kanne), häufiges Nachfragen bei auditiv gestellten Aufgaben in lauter Umgebung, fehlerhaftes Richtungshören, etc. 
  • Sprach-/Sprechstörungen bei Hörbeeinträchtigungen: Je nach Schweregrad und Ausprägung einer Hörstörung können bestimmte Sprachlaute, in den vom Hörverlust betroffenen Frequenzen, nicht mehr oder nur ungenau wahrgenommen werden. Diese Laute werden dann nicht bzw. ungenau artikuliert. Durch eine Hörstörung kann es auch zu einer Sprachentwicklungsstörung (SES) kommen. Diese betrifft die Kommunikation, das Sprachverständnis, den Wortschatz und die Laut-, Wort-und Satzbildung. Bei einer SES sind oft mehrere Bereiche gleichzeitig betroffen.

Redefluss

  • Stottern und Poltern: Unter dem Begriff Sprechablaufstörungen versteht man Stottern und Poltern. Beim Stottern kommt es zu Unterbrechungen des Sprechablaufs, des Sprechrhythmus, der Sprechbewegungen, der Sprechatmung, der Aussprache und der Stimme. Stottern zeigt sich in Merkmalen, wie Wiederholung von Lauten, Silben und einsilbigen Wörtern, Lautdehnungen, hörbare oder stumme Blockierungen vor oder in einem Wort. Auch beim Poltern kommt es zu Unterbrechungen des Redeflusses durch Auslassungen, Ersetzungen oder Verschmelzungen von Lauten bzw. Silben und Lautveränderungen. Manche Polternde sprechen Wörter oder Sätze nicht zu Ende und haben manchmal Schwierigkeiten, grammatikalisch richtige Sätze zu bilden. 

Lesen, Schreiben

  • Lese- Rechtschreibstörung: Es handelt sich um einen gestörten Erwerb des Lesens, Schreibens und Rechnens bei Kindern. Dies ist nicht die Folge eines Mangels an Gelegenheit zu lernen, keine Folge einer Intelligenzminderung oder irgendeiner erworbenen Hirnschädigung. Das Kind zeigt unzureichende Verbesserung der Lese-und/oder Rechtschreibkompetenz, auffallend viele Fehler beim Schreiben, langsames und/oder ungenaues Lesen, Beeinträchtigungen im Lese-Sinnverständnis.